Fortsetzung Schule ohne Rassismus

„Die Frau möge in der Kirche schweigen“

Beim Besuch der Ausstellung „Mensch du hast Recht(e)“ waren die Schülerinnen der Gruppe Ethik Jahrgangsstufe 7./8. über das Zitat aus den Korintherbriefen 14,34 des Apostel Paulus sehr erregt.  Die Textstelle aus der lateinischen Vulgata-Bibel lautet im Original „mulieres in ecclesiis taceant“ und führte dazu, dass bis weit in die Neuzeit hinein nur Männerchöre bei der Gestaltung der Gottesdienste im römisch-katholischen Bereich mitwirken durften. Das sei doch genauso empörend und diskriminierend wie das preußischen Vereinsgesetz von 1851, wonach „Frauenspersonen, Schüler und Lehrlinge … den Versammlungen und Sitzungen solcher politischer Vereine, welche bezwecken, politische Gegenstände in Versammlungen zu erörtern, nicht beiwohnen dürfen.“ (Zitat leicht umgestellt)

Unter Leitung ihrer Ethiklehrerin Gabriele Romanini unterzogen die jungen Damen den Aufbau der Ausstellung am 30. Mai 2017 einer kritischen Würdigung. Toll fanden sie, dass sie an einzelnen Stationen des „Mobilen Lernlabors“ der Anne-Frank-Bildungsstätte verschiedene Themen interaktiv bearbeiten konnten und die Aufgaben selbst lösen durften. Wenn sie selbst am Konzept mitwirken hätten dürfen, hätten sie die Abfolge  der Ausstellungsthemen „logischer und strukturierter gestaltet“. Eine Anlehnung an die „Reihenfolge der  Menschenrechte“ in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte als Teil der Französischen Revolution von 1789 und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 schwebten ihnen dabei vor.

Als Gruppe einer „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ hinterfragten die Schülerinnen insbesondere die Exponate zum Themenkomplex „Vorurteile“. Wieso soll jemand, der  „abenteuerlustig“ ist, gleich lebensmüde sein? Warum wird jemand, der am Computer Egoshooter-Spiele spielt, als potentiell gewaltbereiter Amokläufer oder Terroristin eingestuft? Wer Gummibärchen mag, ist doch nicht zwangsläufig „naschsüchtig“!

An einer Hörstation fesselte die Frage an eine dunkelhäutige junge Frau: „Woher kommst du?“ einige Betroffene, die nachvollziehen konnten, dass die ständige Wiederholung an scheinbar nicht in Deutschland geborene Menschen ziemlich  nerve. Umso treffender fanden sie die mögliche Reaktion auf die Frage „Woher kommst du?“ Antwort: „Aus der U-Bahn.“

Grundsätzlich stieß die Ausstellung aber auf breite Zustimmung bei den Mädchen. Besonders das Modul „Menschenrechts-Memory“ zog die Aufmerksamkeit und Konzentration auf sich.